Raumerlebnisdesign

Coming to My Senses

2023

Abschlussprojekt

"Coming to My Senses" ist ein räumliches Designkonzept, das eine Grundlage für Bildungsangebote zur Freude an der Sexualität bietet. Es handelt sich um eine auditiv geführte Erkundung, die Menschen dabei unterstützt, ein tieferes Verständnis ihres erotischen Selbst zu entwickeln – mit einem Fokus auf Sinnlichkeit und sensorische Wahrnehmung anstelle einer rein sexuellen Perspektive.

Das Projekt schöpft aus Erkenntnissen der Sexualtherapie und somatischen Praktiken und fördert die Erforschung von Lust als alternative Form der Sexualerziehung durch Introspektion und gemeinsame Erfahrungen. Ziel ist es, Freude zugänglich zu machen und den Druck, Stress und die Ängste zu reduzieren, die oft aus mangelnder Aufklärung resultieren. Während das Projekt die traditionelle Trennung zwischen öffentlichem und privatem Raum hinterfragt, betont es die Bedeutung der Sinneswahrnehmung – Berührung, Geruch, Sehen, Hören, Geschmack und die Körper-Geist-Beziehung – als Grundlage von Lust und Sexualität, nicht nur die Genitalien.

  • In einer hypersexualisierten Gesellschaft dient Sex als Marketinginstrument, um Produkte zu verkaufen und Aufmerksamkeit zu erregen, wodurch er oft auf eine rein physische und idealisierte Erfahrung reduziert wird. Trotz seiner allgegenwärtigen Präsenz bleibt das Thema Lust für viele unangenehm, und nur wenige Menschen haben Zugang zu einer fundierten Aufklärung über sexuelle Freude. In Spanien trägt der Mangel an umfassender Sexualerziehung, insbesondere im Bereich Lust, zu Fehlinformationen und Unsicherheit bei.

    Indem wir uns selbst als perfekte Nebenprodukte von Lust im Kontext der Sexualität betrachten, setzen wir uns unter Druck und errichten Barrieren, die uns daran hindern, das volle Potenzial sexueller Erfahrungen zu erkunden.

    Originales Zitat:
    “Sexual performance anxiety is extremely common, especially among men. There is a great deal of pressure in society to perform in sexual situations, as a person's ability to do so is judged as a part of their personality.” (Abraham)

    Übersetztes Zitat:
    „Sexuelle Leistungsangst ist äußerst verbreitet, insbesondere bei Männern. Es gibt einen enormen gesellschaftlichen Druck, in sexuellen Situationen zu ‚performen‘, da diese Fähigkeit oft als Teil der Persönlichkeit gewertet wird.“ (Abraham)

  • "Coming to My Senses" ist ein räumliches Projekt, das zur Selbstentdeckung anregt und die Grundlagen einer lustbasierten Sexualerziehung erforscht. Es ist im Herzen von Madrid im „Parque del Retiro“, zwischen dem Palacio de Velázquez und dem Palacio de Cristal, angesiedelt – zwei kulturell bedeutsamen Orten.

    Das Projekt zielt darauf ab, einen offenen und inklusiven Raum zu schaffen, der für alle kostenlos zugänglich ist und in dem Sicherheit, Hygiene und auditiv geführte Erfahrungen Priorität haben. Dabei wird ein erweitertes Verständnis gefördert, dass die Grundlage von Lust eine symbiotische Beziehung zwischen sexueller und sinnlicher Freude darstellt – mit einem besonderen Schwerpunkt auf Sinnlichkeit.

    Es unterstreicht, dass alles, was für die Erforschung der Lust in Bezug auf Sexualität benötigt wird, über die Sinne erfahrbar ist – mit einer sinnlich fokussierten Verbindung zwischen Körper und Geist. Das Projekt bietet einen einzigartigen Ansatz zur Sexualerziehung, indem es die Erforschung der Lust als introspektive Reise und gemeinschaftliche Erfahrung ermöglicht.

    Darüber hinaus basiert "Coming to My Senses" auf einer Open-Source-Plattform und legt damit das Fundament für eine potenzielle Weiterentwicklung zu einer lebendigen, gemeinschaftsbasierten Initiative. Das Projekt erkennt die Kraft der Kollaboration und die Bedeutung gemeinsamer Erfahrungen an, um ein tiefes Gefühl von Zugehörigkeit und Verbindung zu fördern.

  • Der Arbeitsprozess für mein abschließendes Capstone-Projekt begann im Januar 2023 mit einer intensiven und tiefgehenden Forschungsphase zur historischen, aktuellen und zukünftigen Bedeutung von Sexualität und ihrer Beziehung zur Lust. Seit Jahrhunderten ist die Thematik der Lust, insbesondere in Bezug auf Sexualität, faszinierend. Dennoch leben wir weiterhin in einer Welt, in der viele Menschen mit diesem Thema überfordert sind. Die zentrale Erkenntnis von "Coming to My Senses" ist nicht, dass wir zu wenig über Sex und Lust sprechen – im Gegenteil: Wir sprechen zu viel darüber, jedoch ohne eine fundierte, bildende Basis. Dies führt dazu, dass Sexualität und alles, was damit in Verbindung steht, als „schmutzig“, unangenehm oder befremdlich empfunden wird. Diese Wahrnehmungen beruhen auf einem unzureichenden Verständnis von Sexualität und Lust – eine Lücke, die dieses Projekt schließen möchte.

  • Das Konzept integriert umfassend erforschte und angewandte Techniken aus der Sexualtherapie, somatischen Praktiken und alternativen Ansätzen. Es lenkt die Aufmerksamkeit auf eine ganzheitliche erotische Erfahrung, die Neugier weckt und ein tiefes Verständnis für das Lustempfinden im eigenen Körper vermittelt.

    Diese Reise ist eine auditiv geführte Erkundung, die es Individuen ermöglicht, ihr erotisches Selbst zu entdecken und zu verstehen, indem ihre Sinne aktiviert werden. Während der aktuelle Fokus auf individuellen Erfahrungen liegt, besteht in Zukunft auch Potenzial für Gruppenformate.

    Das Projekt manifestiert sich als Teil einer gegensexualisierten Evolution, die sich auf Theorien von Paul B. Preciado (spanischer Philosoph), Emily Nagoski (Sexualpädagogin), Esther Perel (Sextherapeutin) und Jean-Jacques Rousseau (Philosoph) stützt. Die dazugehörige akademische Abhandlung setzt sich kritisch mit soziokulturellen Kontexten auseinander – darunter die Trennung von Privatem und Öffentlichem, die Perfektionismus-Industrie im Rahmen westlich-kapitalistischer Strukturen, religiöse Dogmen und die übermäßige Fokussierung auf eine genitale Sichtweise der Sexualität.

  • Dies war ein individuelles Projekt von Aline Schmidt. Es war ein Abschlussprojekt des Bachelor-Studiengangs Design an der IE-Universität.

    Tutorin: Cristina Goberna Pesudo

Indem ich mir erlaube, das Vergnügen zu erforschen, beginne ich zu erkennen, welche Macht es hat. Wissen nicht nur für mich selbst, sondern für das Kollektiv. Denn wenn ich weiß, wie ich Freude empfinden kann, bin ich in der Lage, sie mit anderen zu teilen. Es ist ein schillernder Kreislauf der Selbstentdeckung und der Verbindung, ein wahrhaft transformierender Zustand des Seins.

I am coming to my senses
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